[divalent gestrebt, unendlich)

Und wo es sonst so hinführt.

»Ach, was ich weiß, kann jeder wissen - mein Herz habe ich allein.« - Die Leiden des jungen Werther - Am 9. Mai 1772

Impression. Impression. Impression.

Leitfaden Sehnsucht

Irgendwann im Leben erwacht in uns eine Vorstellung von dem, was wir gerne sein würden, was wir gerne hätten, was wir unser Zuhause nennen wollen und was unseren Sinn begründet.

Obwohl wir es uns gerne einreden, hat Sehnsucht mit Gefühl nicht viel gemein, eine Grundlage darf sie nicht sein (ist es viel zu oft aber doch!), und selten ist sie seine Folge. Die Sehnsucht ist ein Leitfaden, ein inneres Bild, von dem, was wir im Resultat gerne hätten, die Besänftigung unserer Ich-Welt, unserer Vorstellungen. Nur folgt man ihr bedingungslos, der Sehnsucht, spielt das Mittel am Ende keine Rolle. Nehmen wir eine Familie.
Du willst ein Mutter-Vater-Kind – Ding, oder ein Mutter-Mutter-Vater-Vater-Kind – Ding, oder ein Vater-Vater-Mutter.. ach, das Konzept ist Nebensache, sagen wir, du willst einfach eine Familie, mit einem kleinen-größten Glück, oder zwei, oder drei. Sagen wir, du willst das einfach, weil irgendwann im Leben auch dir als letzten Honk klar wird, was wirklich zählt. Zumindest glaubst du das, weil du es woanders nicht gefunden hast. Und du glaubst das so stark und immer stärker, während die Tage vergehen, die Wochen, die Jahre. Es wird zu deiner persönlichen Religion. Und wie wir wissen, verartet sich Religion hin und wieder in Fanatismus und Fanatismus interessiert sich nicht für den Weg.
Was bedeutet das für eine Familie? Deine Kritierien werden vage, mit jedem Monat, mit jedem Jahr ein wenig mehr. Die Sehnsucht nach dem Resultat wiegt mehr und mehr als der Weg dorthin und du endest in einer Beziehung, die alle Kräfte fordert an ihr festzuhalten, statt dass sie dir Kraft gibt. Die Partnerschaft wird zum Erfüllungsgehilfen, und, oh dear, du merkst es selbst, nicht? Deine kleinen-größten Glücke werden nicht Produkt einer Liebe, sondern Produkt deiner fanatischen Sehnsucht nach Halt, Gebrauchtwerden und Sinn. Die Identität des Glückes schwimmt in deiner eigenen, unfertig und unfähig, sich selbst zu erkennen.

Doch wann geschieht es, dass wir uns selbst als so wichtig nehmen, dass wir einwilligen über Leben zu gehen, nur um unsere kleine Ego-Welt zu bespielen?
Und: geht es bitte auch anders?