[divalent gestrebt, unendlich)

Und wo es sonst so hinführt.

»Ach, was ich weiß, kann jeder wissen - mein Herz habe ich allein.« - Die Leiden des jungen Werther - Am 9. Mai 1772

Impression. Impression. Impression.

denn wo nichts wäre

Ich dachte ja wirklich, das hatten wir geklärt. Und dann plusterst Du Dich auf wie ein verstörter Vogel für den Winterschlaf, nur das jetzt Sommer ist. Ich bin’s! Ja hallo?

Wir sind ein eingespieltes Team, nur absolut keine Teamplayer. Zwei Boote im Gedicht des Meeres, gesichtet und trotzdem aufeinander aufgefahren, Telefonnummern ausgetauscht, für die Versicherung versteht sich, das Nötigste repariert und dennoch hinterher geschimpft. Längst von den Zeilen erhoben, zum plastischen Objekt, und dann Subjekt geworden. Abhandlungen geschrieben, Abhandlungen gelebt, und dann dieser Augenblick, der alles nichtig macht. Jede zurück in ihrem eigenen Boot, jeweils mit einer kleinen Einschusskerbe verschmückt und dann den Nebel erdichtet: nichts zu sehen ist immerhin eine gute Ausrede. Kann man so sehen, denkt sich der Kopf: Ich muss ja nichts sehen, besinnt sich das weiche, eingebildete Zwischengeflecht.
Die Zeit der Verneinung: Nein, nein, nein, filtriert sich doch nur zu einem ja, ja, ja, denn wo nichts wäre, das zu verneinen ist, müsste man es ja auch nicht tun. Erwischt. Der Kopf ein Berserker, doch das Herz der vornehme Naseweiß des Odin. Lichtbrechung – Zwischenpause – Innehalten.

Dieser Augenblick also; der Blick, der meine Armeen enterbt. Muss ich Dich hassen, wenn ich Dich dafür auch lieben kann? Es folgern sich die Tage ohne Dich; der Bass überspielt das lauter werdende Grummeln des Weichstücks. Das Nichtige, in das Deine Abwesenheit alles zu tönen sucht, lässt sich vielleicht betäuben, aber nicht ignorieren – das weiß ich nun. Ich zähle die Kacheln unter den Füßen. Eins, zwei.. fünftausendsiebenhundertdreiundzwanzig. Und jetzt? Unmittelbar erinnere ich mich der Weichheit, beim Luftholen und dazwischen. Den Glanz Deiner Augen, die Landschaft Deiner selbst. Konservieren von jenem, das nicht zu konservieren ist, und es flucht der Schakal in seinem Gedicht:
Dein Momentum auf meinem.

vom 28. Mai 2017

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sudo apt-get -f dist-upgrade

Bringen wir uns auf den neusten Stand. Löschung system-irrelevanter Abhängigkeiten. Remove packages. Install new packages. sudo su! call me.

Mit jedem Tag kein Unterschied. Ein Glas mehr. Ein Wein mehr. Eine Kerze spinnt ihr Zünglein, verrückt in absoluter Stille. Anders war es nie. Die Logik stagniert an der Wesentlichkeit des Herzens, ach, Du Eigensinn, willst Du Dich nicht ergeben?
Wir stolpern nebeneinander her wie Blinde in einem Labyrinth aus Bruchglas. Manchmal finden wir, um uns dann wieder zu verirren, jede auf ihrem Weg. Jede in ihrer eigenen absoluten Stille. Du, ich höre Dich und Du, ich sehe ich Dich, und vielmehr Du, ich fühle Dich. Die Worte gewoben zu einer feinmaschigen Decke, die Dich begleitet, Dich umgibt und nicht mehr loslässt. Deine Hand in meiner, der Geruch stehengelassener Weingläser, weil sie zu langsam für uns waren. Danach ein Augenblick, übrig entzückt die Reflektion im Glas.

Ein Satz und mehr, ein Wort und mehr, die Frage stolziert auf den Chiffren jener Unachtsamkeit, die wir zwischen uns ließen. Gib Dich zu erkennen, jäher Sinn. Ein Beil um zu fällen, fallen wir mit jedem Satz ein bisschen mehr. Du, Du bist mir alles, weil Du mir nichts sein willst, und ich, ich bin nur zündelnde Flämmchen einer Kerze in einem längstvergessenen Kerzenshalter, ganz unten irgendwo im Kellergewölbe Deines kopfverstrickten Herzapparats. Manchmal verirrst Du Dich hierher, wo sich keine hinverirrt und Dir ein wenig Licht zu schenken, mache ich mich dann ganz groß, viel größer, als ich eigentlich bin, viel größer, als ich vielleicht je sein wollte, hätte ich nicht vorsätzlich so verdrängt, was heute doch so wenig wichtig ist.

vom 14. April 2017

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Dein Lächeln

Nur ist das Meer ein Mensch, bin ich ein Meer in diesen Momenten.

Das Meer atmet einen entrückten Sinus, gleichmäßig, doch mit Aussetzern schlägt es auf und ab. Ordentlich und ein wenig lichtverspielt an der Oberfläche spiegelt es was es sieht, undurchsichtig eigensinnig wird es darunter. Dort, wo wir es nicht sehen.
An ihm steht das Chaos, ein ebenso gleichmäßiger Herzschlag mit Aussetzern, und Du – Du stehst still lächelnd schön da mit Deinen Grübchen, die Wellen schlagen, ganz so, als hätte man einen Stein ins Meer geworfen: nur ist das Meer ein Mensch, bin ich ein Meer in diesen Momenten – eines, das Dein Lächeln auffängt und es spiegelt, weil auch ich dann lächeln muss, und es verschlingt und bewahrt, dort, wo Du es nicht siehst. Das ist ein wenig traurig, weil es doch Deines ist und ein wenig schön, weil es dann zu meinem wird.

Es ist wie mit dem Abdruck unserer Fußspuren im Sand: wir setzen sie, das Meer nimmt sie und lässt manchmal im Austausch etwas da, eine Muschel vielleicht. Für uns sind die Fußspuren dann nicht mehr, der Sand geglättet, ganz so als wären wir nie dagewesen. Das ist die Vergänglichkeit des Offensichtlichen. Doch sie ist nur eine Illusion. Denn das Offensichtliche wird nur fortgetragen aus unserem Sichtfeld, fort auf eine Reise durch die Tiefe, die uns einst gebar. Die Abdrücke unserer Spuren, so wie Du neben mir liefst, vor oder hinter mir, sind dann Teil einer Welt, die das Auge nicht mehr erkennt, doch als kleine Wirbel setzen wir unsere Reise fort in eine andere Ebene der Wahrnehmung, die nicht viel mehr als Fantasie und Gefühl, doch damit wahrscheinlich schon alles ist.

Ganz ähnlich ist das mit Deinem Lächeln.

vom 1. Januar 2016

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Regellos

Wir suchen nicht nach den Regeln, denn die Regel, das sind wir.

3:43 im Morgen und der Kopf fällt über an bedeutungsloser Nacht, in deren Kronen die Spatzen schon aufgeregt den Morgen betuscheln. Ich schließe die Augen vor den Fragen einer Ahnungslosen:
Sind wir? Waren wir? Können wir? Gehst Du? Kommst Du? Oder anders: Gehe ich mit?

Ich möchte in ein hochgewachsenes Feld stürmen, ohne eingetrampelte Pfade, ohne Wege, dort, wo keine andere war. Dorthin, wo nur die Intuition der Richter ist und keine Gesetze gelten, die wir nicht selbst beschrieben. Dorthin, wo das Glück uns aus dem Herzen, aus den Augen direkt auf die Haut perlt. Dorthin.

Du weißt, das ist unmöglich. Und ich weiß: Man muss es nur anders denken. Lass uns die ausgetrampelten Pfade wieder begrünen, lass uns quer über Wege neue Wurzeln setzen. Mit meiner kleinen Gießkanne in der Hand lass mich da stehen und die kahlen Stellen begießen, denn kleine Blumen sollen auf ihnen wachsen; weißt Du, die, die ich so gern mag, wild und entschlossen dem Licht zugetan. Und dann, wenn die Zeit es uns geschuldet hat, lass uns irgendwann wieder hierher zurückkehren und nachsehen, was daraus wurde.

Bis dahin, ja bis dahin werde ich Dich halten, irgendwie. Ich werde Deinen süßen Kopf in meinen Händen stützen, wenn er Dir zu schwer wird, ich werde Dein Haar zurückstreifen, wenn es Dir die Sicht nimmt und ich werde Dir einen Kuss auf die Stirn hauchen, wenn die Liebe Dich verlässt. Es gibt keinen ‘best case’, keinen ‘worst case’. Es gibt eine Variante, und die gehört uns. Wir müssen nicht zerdenken, was nicht zu zerdenken ist; es reicht ja wirklich, wenn wir sie einfach leben.

vom 13. Dezember 2015

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So, ich habe mich entschieden

Wir kennen das. Wir treffen Entscheidungen, jeden Tag. Wir treffen sie im Kleinen, wir treffen sie im Großen. Unser Großes ist aber in der Welt auch nur wieder etwas Kleines, etwas sehr sehr Kleines – das wissen wir; doch für uns, für uns ist es eben groß.
Und dann stehen wir da mit unseren gemachten Entscheidungen und wenn sie groß sind, dann betreffen sie vielleicht nicht nur uns. Und wir stehen da, holen Luft für eine starke Stimme und sagen: SO, ich habe mich entschieden und diese Entscheidung betrifft auch Dich, irgendwo.
Wir stehen da und sprechen es aus, wir hören uns selbst und in genau dem Moment fragen wir uns, ob das die richtige Entscheidung war. Weil es unser Leben verändert und wahrscheinlich auch das der anderen, am meisten aber das von uns. Weil wir hoffen und bangen, weil wir zu oft nach Sternen gegriffen haben, die dann in unseren Händen in kleine Staubfasern zerfielen. Das ist so mit den Sternen, aber ist das auch mit uns so?

Ich stand also da und fragte mich in einem dieser schwachen Momente, ob das das Richtige war. Diese Frage aber macht keinen Sinn, sie ist viel zu oft nicht relevant und lässt der Vergangenheit mehr Macht, als ihr gehören darf. Nein. Die Entscheidung ist getroffen und wir müssen nicht fragen, ob sie richtig war, oder ich. Wir müssen einfach alles dafür tun, dass sie zur Richtigen wird.

vom 4. Dezember 2015

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Ein Mitleben im Zeitlosen

Echte Bildung ist nicht Bildung zu irgendeinem Zwecke, sondern sie hat, wie jedes Streben nach dem Vollkommenen, ihren Sinn in sich selbst. So wie das Streben nach körperlicher Kraft, Gewandtheit und Schönheit nicht irgendeinen Endzweck hat, etwa den, uns reich, berühmt und mächtig zu machen, sondern seinen Lohn in sich selbst trägt, indem es unser Lebensgefühl und unser Selbstvertrauen steigert, indem es uns froher und glücklicher macht und uns ein höheres Gefühl von Sicherheit und Gesundheit gibt, ebenso ist auch das Streben nach »Bildung«, das heißt nach geistiger und seelischer Vervollkommnung, nicht ein mühsamer Weg zu irgendwelchen begrenzten Zielen, sondern ein beglückendes und stärkendes Erweitern unseres Bewußtseins, eine Bereicherung unserer Lebens- und Glücksmöglichkeiten. Darum ist echte Bildung, ebenso wie echte Körperkultur, Erfüllung und Antrieb zugleich, ist überall am Ziele und bleibt doch nirgends rasten, ist ein Unterwegssein im Unendlichen, ein Mitschwingen im Universum, ein Mitleben im Zeitlosen. Ihr Ziel ist nicht Steigerung einzelner Fähigkeiten und Leistungen, sondern sie hilft uns, unserem Leben einen Sinn zu geben, die Vergangenheit zu deuten, der Zukunft in furchtloser Bereitschaft offenzustehen.

Hermann Hesse, Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne

vom 8. Juni 2015

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Es ist ruhig geworden

Sag mir, wenn wir in unseren zärtlichsten Momenten nur dies eine Gesicht vor Augen haben, was sollten wir lügen?

Es ist ruhig geworden, so ohne dein Leben in meinem. Ohne deine Enden in meiner Nacht und deinen Anfängen in meinem Morgen. Ohne deine Haut, deine Ahnung, dein Leben an und über mir, mit und in mir.
Es ist ruhig ohne deine Sanftheit zwischen den Zeilen, dein Zwinkern in der Stimme und den Haifischtränen, die übrig blieben von deinen Träumen. Die, von denen du nicht glaubtest, dass ich sie sehe und dieselben, die nicht ungeschehen zu machen sind, die ich aber doch zumindest unbedeutender machen wollte, verschlungen in meinem Kuss für heute und alle Zeit. Weißt du das eigentlich?

Es ist ruhig ohne dein Lachen und ohne deinen Augenblick auf meinem, weil deine Melodie in meinem Herzen fehlt und du.

Februar 2015



Dein Eindruck verbleibt, und dort, wo Zeit, wo Wind und Sturm ihn verwäscht, ihn Tag für Tag umspült und auszuhöhlen vermag, dort stehe ich staunend ob der Tiefe, in die keine Zeit, kein Wind und kein Sturm wohl je vordringen könnte.
So legt sich über meine Tage dein Dauern, doch ganz besonders über meine Nächte. Dort, wo der Geist nicht dem tüchtigen Tagwerk unterstellt, dort wo die Zügel sich lösen, die in der Helle jeden Pulsschlag führen, dort lebt er frei.
Und dort lebst du.

April 2015



Ja, dort lebst du.

Juni 2015